Kommunale Präventionsketten
Bei den kommunalen Präventionsketten geht es darum, einen Beitrag für Chancengleichheit und Teilhabegerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen zu leisten und damit die Realisierung ihrer grundlegenden Rechte (festgeschrieben bspw. über das KJSG und die UN-Kinderrechtskonvention) zu unterstützen. Hierbei gilt es, einen besonderen Fokus auf diejenigen zu legen, die in ihrem Aufwachsen gesellschaftliche Ausschlüsse erfahren und deren Rechte damit nicht realisiert sind. Vor allem sind dies Kinder und Jugendliche, die in Armut leben sowie diejenigen, die von Armut bedroht sind und die in der Folge in mehr als nur finanzieller Hinsicht vom üblichen Lebensstandard und den Lebenschancen in Deutschland ausgeschlossen sind. Zu beobachten sind zudem eine
auch krisengetriebene Verschlechterung von Lebenslagen vieler Kinder, Jugendlicher und Familien sowie zunehmende Ungleichheiten im Aufwachsen, die sich insbesondere im kommunalen Raum manifestieren.
In der Fachöffentlichkeit ist mittlerweile unbestritten, dass dieser negativen Entwicklung nur durch die Bündelung aller örtlich zur Verfügung stehender Kräfte entgegnet werden kann. So ein Zusammenwirken bedeutet, von den bisher getrennten Zuständigkeiten in eine gemeinsame Verantwortung und in verzahntes Handeln für das gelingende Aufwachsen ALLER Kinder zu gehen. Vielerorts werden unter dem Begriff „Kommunale Präventionskette“ entsprechende Konzepte entwickelt und realisiert, die insbesondere auch die Folge von Armut abmildern sollen. Dieser strategische Kommunikations- und Handlungsansatz entlang der Biografie des Aufwachsens setzt sich in einer vor Ort jeweils angepassten Art und Weise um: Stichworte sind etwa „Kinder in den Mittelpunkt stellen“, „kommunale Gesamtstrategie“, „integrierte Sozialplanung“, „Health in All Policies“,
„Integrierte Strategien der Gesundheitsförderung und Prävention“ und „bedarfsge-rechte Infrastrukturentwicklung“.
Wesentlich ist dafür, dass die Gestaltung der Präventionskette in der gemeinsamen Verantwortung von Verwaltung, Kommunalgesellschaft, Politik sowie Kinder, Ju-gendlichen und Familien – koordiniert durch eine hauptamtliche kommunale Koor-dination – liegt. Die dafür notwendige Vernetzung und hierarchieübergreifende Kooperation ermöglicht, gemeinsam beteiligungs-, sinn- und zielorientiert planen und gestalten zu können. Somit stoßen kommunale Präventionsketten einen integralen Kultur- und Strukturwandel an. Die übergeordneten politischen Regulationsebenen (Land, Bund, EU, ggf. UN) können diese lokalen Prozesse durch Ressourcentransfer, die Erleichterung rechtskreisübergreifender Zusammenarbeit und per gesetzlicher Normierung befähigen und institutionell wie auch fiskalisch absichern.
Bundesweit findet die Gestaltungsvision der kommunale Präventionskette Anklang und befindet sich in einigen Bundesländern bereits in der Umsetzung. Die Kommunen werden durch externe fachliche Prozessbegleitung auf Länderebene unterstützt. Diese Prozessbegleitung gibt relevante Impulse, schult passgenau die hauptamtlich Koordinierenden vor Ort, berät die Entscheider:innen organisatorisch und inhaltlich, stellt die fachliche Rahmung bereit, regt zur Reflexion an und motiviert immer wieder neu. Dazu gehört auch, vor Ort einen auf die lokalen Bedingungen passgenauen Umsetzungsprozess zu beraten und zu begleiten. Besondere Bedeutung kommt zudem dem interkommunalen Wissenstransfer an von der Prozessbegleitung bereitgestellten Austausch- und Lernorten zu.
Der Qualitätsverbund
Diese Organisationen, die die fachliche Prozessbegleitung umsetzen, haben sich
mittlerweile in einem Qualitätsverbund Präventionsketten zusammengeschlossen, um als „Wissensgemeinschaft“ die Entwicklungsprozesse voranzubringen und bei landes- und bundesweit agierenden Entscheidungsträger:innen, Fachverbänden, Stiftungen und weiteren Akteursgruppen für eine Verbreitung und Unterstützung des Ansatzes zu werben („Lobbygemeinschaft“).
Der Qualitätsverbund ist ein Zusammenschluss gleichberechtigter Fachorganisati-onen, die alle erfahren in der Kommunalbegleitung und Umsetzung von Präventi-onsketten sind, wobei die Geschäftsführung beim Institut für soziale Arbeit e. V. liegt. Alle Mitglieder bringen ihre Ideen und Konzepte in den Verbund ein und beteiligen sich aktiv an der Arbeit. Gefördert wird dieser Zusammenschluss durch die Auridis Stiftung. Die Stiftung unterstützt das Vorhaben inhaltlich und verfolgt das Interesse, kommunale Präventionsketten als Lösungsansatz für ein gelingendes und gesundes Aufwachsen ALLER Kinder weiter zu verbreiten und nachhaltig zu implementieren.